HBOT (Hyperbaric Oxygen Therapy)

Seit vielen Jahren werden Hochdruck Sauerstoffbehandlungen erfolgreich bei verschiedenen Erkrankungen, wie verzögerter Wundheilung oder Kohlenstoffmonoxidvergiftung, eingesetzt. Im Laufe der weiteren Forschung fand man auch Verbesserungen bei chronischen neurologischen Erkrankungen wie dem fetalen Alkoholsyndrom, infantile Cerebralparalyse, multiple Sklerose, chronischen oder traumatischen Verletzungen des Gehirns, entzündliche Darmerkrankungen (Morbus CrohnColitis ulcerosa)  sowie des Autismus. 

Bei Vergleichen von autistischen mit normal entwickelten Kindern ist auffällig, dass autistische Kinder eine weniger ausgeprägte Durchblutung des Gehirns vorweisen, beispielsweise im Temporallappen, der Schläfenregion des Gehirns in der unter anderem wichtige Zentren der Sprachwahrnehmung und – produktion liegen. In verschiedenen Studien konnte auch gezeigt werden, dass eine Minderdurchblutung dieser Region mit einer ausgeprägten Angst vor Veränderungen einherging. Andere Studien konnten Zusammenhänge der Minderdurchblutung verschiedener Bereiche des Gehirns mit Verhaltensstereotypien (repetitivem Verhalten), ungewöhnlichem Interesse an bestimmten Sinneseindrücken und Beeinträchtigungen der sozialen Interaktion und Kommunikation dokumentieren. Außerdem wurde festgestellt, dass sich bei autistischen Kindern, die Minderdurchblutung des Gehirns mit zunehmendem Alter verstärkt. Weitere Studien zeigten auf, dass die Kinder mit der stärksten Minderdurchblutung auch das ausgeprägteste autistische Verhalten an den Tag legten. 

Der Grund für diese Minderdurchblutung des Gehirns konnte noch nicht endgültig geklärt werden. Zahlreiche Studien fanden Zeichen für Entzündungen, wie bestimmte Entzündungszellen und – marker, sowie Antikörper. In diesem Fall ist keine optimale Versorgung der Zellen mit Sauerstoff mehr gewährleistet.  

Durch eine Erhöhung des Umgebungsdrucks und des Sauerstoffanteils in der Luft, kann die Menge an Sauerstoff, die das Blut ins Gewebe bringen kann, erhöht und so die Zellen mit mehr Sauerstoff versorgt werden. Gleichzeitig hat Sauerstoff auch einen starken entzündungshemmenden Effekt. So wurde in verschiedenen Untersuchungen dokumentiert, dass Sauerstoff zu einer signifikanten Verbesserung von Neuroinflammation, Hirnödemen und Schäden der Blut-Hirn-Schranke führt. Eine Studie mit autistischen Kindern stellte einen signifikanten Rückgang von Entzündungsmarkern fest. Außerdem vermindert Sauerstoff den oxidativen Stress im Gewebe, da es zu einer Zunahme der Antioxidantien kommt, wodurch ein besseres Abfangen freier Radikale ermöglicht wird. Diese reagieren sonst mit verschiedenen Bestandteilen der Zellen und führen zu DNA-Schäden, Beeinträchtigung der mitochondrialen Funktion, Schäden der Zellmembran und eventuell sogar zum Zelltod. Sauerstoff bewirkt durch eine Optimierung zahlreicher Faktoren (wie z.B.: TNF-alpha, IL-1, IL-6, Interferon-gamma)  insgesamt eine Verbesserung der Fehlregulation des Immunsystems. Des Weiteren gibt es erste Ergebnisse zu einem vielversprechenden Effekt der hyperbaren Sauerstofftherapie, nämlich die Mobilisierung von Stammzellen auch aus dem Knochenmark. Diese haben die Möglichkeit, sich je nach Differenzierungspotential in bestimmte Zelltypen zu entwickeln und dort eine Regeneration des Gewebes herbei zu führen. 

Im Jahr 2009 wurde von Rossignol und anderen Forschern eine große Studie an sechs verschiedenen Behandlungszentren durchgeführt, bei der 62 autistische Kinder im Alter von 2-7 Jahren nach dem Zufallsprinzip einer Behandlungs- und einer Kontrollgruppe zugeordnet wurden. Alle Kinder kamen in einem Zeitraum von vier Wochen zweimal täglich für eine Stunde in eine Druckkammer, wobei die Wochenenden ausgespart blieben, so dass alle Kinder insgesamt 40 Mal in der Druckkammer waren. In der Kontrollgruppe wurde der Druck nur ganz minimal auf 1.03 atm erhöht (der normale Druck beträgt 1.0 atm) und die Sauerstoffkonzentration blieb bei 21% (das ist die normale Umgebungskonzentration). Dagegen wurde bei der Behandlungsgruppe der Druck auf 1,3 atm erhöht und die Sauerstoffkonzentration auf 24% angehoben. Weder die Versuchsleiter noch die Eltern und Kinder wussten welcher Versuchsgruppe sie angehörten. Vor und nach den vier Wochen wurden alle Kinder anhand dreier standardisierter Verfahren  (Abbarant Behaviour Checklist-Community, ABC; Autismus Treatment Evaluation Checklist, ATEC; Clinical Global Impression Improvement, CGI) in ihrem Verhalten beurteilt. Dabei wurden in folgenden Bereichen signifikante Verbesserungen festgestellt: 

  • allgemeines Funktionsniveau (overal functioning)
  • rezeptive Sprache (Sprachverständnis)
  • soziale Interaktion
  • Augenkontakt
  • Reizbarkeit, Übererregbarkeit
  • stereotypisches Verhalten
  • Hyperaktivität
  • Sprache
  • sensorische und kognitive Aufmerksamkeit  

In unsere Praxis bieten wir Ihnen die Möglichkeit eine Therapie mit hyperbarer Sauerstoffgabe durchzuführen. Ihr Kind wird je nach individuellem Entwicklungsstand allein oder in Begleitung eines Elternteils in einer Druckkammer über eine Stunde mit einem Druck von 1,3 atm und einem relativen Sauerstoffanteil von 30% behandelt. Dabei ist eine ständige Überwachung gewährleistet. 

Bei Interesse stehen wir Ihnen für eine persönlichen Beratung, gerne auch am Telefon, unverbindlich und kostenfrei zur Verfügung.